Zerbrochen und doch ganz

»Zerbrochen und doch ganz« von Saki Santorelli 

In seinem Buch »Zerbrochen und doch ganz« finden sich Dr. Saki Santorellis verdichtete Erfahrungen als Lehrender des MBSR-8-Wochen-Programms an seiner Klinik in Massachusetts. Gedichte, Anekdoten und Geschichten aus aller Welt unterstreichen und erweitern Santorellis Berichte.

Die Übungen und angeleiteten Meditationen laden Lesende dazu ein, während der Lektüre selbst Teil des MBSR-Programms zu werden – zumindest soweit dies ausserhalb einer Kursgruppe möglich ist.

 

Angaben zum Buchinhalt

Das Buch ist in vier Teile gegliedert:

  • Teil 1, »Konvergenz«:
    Im Einstieg wird die Bedeutung der Achtsamkeit sowohl zur Selbstheilung als auch zum Dienst am Mitmenschen herausgestrichen. Achtsamkeit wird dabei als lebenslanger Prozess beschrieben, der uns ermöglicht, in Weichheit und ohne Resignation mit den gegebenen Tatsachen (z.B. chronischem Schmerz) mitzugehen.

  • Teil 2, »Wende deinen Blick nicht ab«:
    Santorelli fordert die Lesenden dazu auf, sich hinzuwenden. Sich selbst über den Atem zu erforschen; psychischen und physischen Schmerz wahrzunehmen, in sich Mitgefühl für sich und alles Lebende zu finden und zu kultivieren. Die Freundschaft mit sich selbst wird thematisiert. Zudem hält Santorelli in diesem Teil seine Erfahrungen als MBSR-Lehrender während der ersten zwei Kurswochen fest.

  • Teil 3, »Schau weiter auf die verbundene Stelle«:
    Santorelli spricht dem Lesenden Mut zu für das »Nach-Unten-Gehen«; für das Abtauchen in inneren und äusseren Schmerz, Verlust, Angst, Krankheit, Tod. Santorelli lädt dazu ein, das Gefühl von Hilflosigkeit wahrzunehmen und zugleich Offenheit in sich zu pflegen. Der Umgang mit Trennung, Sehnsucht, Hilflosigkeit, Angst und Verlegenheit wird thematisiert, ebenso wie Santorellis Erlebnisse als MBSR-Lehrender während der Module drei, vier und fünf aus dem MBSR-Programm. 

  • Teil 4, »Dort, wo das Licht in Dich hineinkommt«:
    Im Erkennen unseres Schmerzes liegt Heilung. Santorelli fordert dazu auf, unsere Selbstkonzepte von »defekt«, »krank« und »unvollständig« niederzulegen. Die Entwicklung von Mitgefühl – auch sich selbst gegenüber! – wird geübt. Hingabe, Loslassen und Zuhören sind weitere wichtige Etappen auf dem Weg zur Heilung. Und schliesslich werden Santorellis Unterrichtserfahrungen in den Modulen sechs bis acht und während des Tages der Achtsamkeit beschrieben.

 

Mein persönliches Fazit zu »Zerbrochen und doch ganz«

Noch nie in meinem Leben habe ich ein Buch gelesen, das so kraftvoll und zugleich so zart ist. In der Sprache widerspiegeln sich Santorellis mentale Stärke und sein Sanftmut. Die Ingangsetzung der heilsamen Prozesse, die Santorelli während des MBSR-Kurses an den Teilnehmerinnen und Teilnehmern feststellen kann, ist faszinierend und hat mir als einstige MBSR-Teilnehmende und heutige MBSR-Lehrende die Kraft der Achtsamkeit und die Wirksamkeit des MBSR-Curriculums erneut vor Augen geführt. 

Die im Text eingebetteten Gedichte und Geschichten sind weise gewählt; sie leiten den Lesenden sorgfältig durch verschiedene Themenblöcke, ohne dabei ausschweifend zu wirken.

Die Übungen sind praxisnah und alltagstauglich.

Dieses Buch erachte ich als durchaus geeignet für all jene, die in Betracht ziehen, an einem MBSR-Kurs teilzunehmen, sich jedoch mit dem Entscheid schwer tun: Der Text zeigt die Formen der Heilung, die durch Achtsamkeit in Gang gesetzt werden können, liebevoll und detailliert auf. 

Ein Buch, das dazu einlädt, sich (innere) Heilung zuzutrauen, zuzugestehen und schliesslich auch zu initiieren.

 

Quellenangabe: Santorelli, Saki (2011). Zerbrochen und doch ganz (4. Auflage). Freiburg im Breisgau: Arbor Verlag