Das weise Herz

»Das weise Herz« von Jack Kornfield 

Angaben zum Buchinhalt

In seinem Buch »Das weise Herz« erklärt Jack Kornfield 26 Prinzipien der buddhistischen Psychologie. Dabei leitet er jedes Kapitel mit zwei Zitaten berühmter Persönlichkeiten ein, veranschaulicht die Prinzipien mittels persönlicher Anekdoten und rundet die Kapitel jeweils mit Praxisübungen ab. 

 

Folgende Prinzipien werden von Kornfield ausführlich thematisiert: 

 

1. Prinzip 

  • Erkenne den inneren edlen Kern und die Schönheit in jedem Menschen. 


2. Prinzip 

  • Unsere innerste Natur ist Mitgefühl. Mitgefühl entsteht aus unserer Verbundenheit mit allen Dingen. 


3. Prinzip 

  • Wenn wir unsere Aufmerksamkeit von der Erfahrung auf den Raum des Bewusstseins lenken, in dem sie stattfindet, entsteht Weisheit. 


4. Prinzip 

  • Erkenne die geistigen Zustände, welche das Bewusstsein füllen und wandle unheilsame in heilsame um. 


5. Prinzip 

  • Unsere Vorstellung von einem Selbst entsteht durch Identifikation. Je weniger wir eigene Ideen von einem Selbst festhalten, desto freier und glücklicher werden wir sein. 


6. Prinzip 

  • Unser Leben hat sowohl eine universelle als auch eine persönliche Dimension. Beide müssen respektiert werden, wenn wir frei und glücklich sein wollen. 


7. Prinzip 

  • Wenn wir unserer Erfahrung achtsame Aufmerksamkeit entgegenbringen, wirkt dies befreiend. Achtsamkeit schenkt uns Überblick, Ausgeglichenheit und Freiheit. 


8. Prinzip 

  • Die Achtsamkeit des Körpers erlaubt uns, unser Leben ganz zu leben. Sie schenkt uns Heilung, Weisheit und Freiheit. 


9. Prinzip 

  • Weisheit erkennt, welche Gefühle präsent sind, ohne sich in ihnen zu verlieren. 


10. Prinzip 

  • Gedanken sind oft einseitig und falsch. Wir können lernen, uns unserer Gedanken bewusst zu sein, statt uns darin zu verlieren. 


11. Prinzip 

  • Es gibt das persönliche und das universelle Unbewusste. Das Unbewusste mit Gewahrsein zu durchdringen, bringt Einsicht und Freiheit. 


12. Prinzip 

  • Die unheilsamen Aspekte unserer Persönlichkeit können erkannt und umgewandelt werden, so dass unser natürliches Temperament heilsamen Ausdruck findet. 


13. Prinzip 

  • Es gibt heilsame und unheilsame Wünsche. Die Unterscheidung ist erlernbar und ermöglicht uns, inmitten unserer Wünsche Frieden zu erleben. 


14. Prinzip 

  • Wenn wir an Ärger und Hass haften, werden wir leiden. Eine von Hass freie, kraftvolle, weise und mitfühlende Reaktion ist durchaus möglich. 


15. Prinzip 

  • Unwissenheit begreift die Welt nicht und vergisst, wer wir wirklich sind. Sie liegt allen unheilsamen Geisteszuständen zu Grunde. Wir können uns von Unwissenheit befreien und die Welt mit Weisheit betrachten. 


16. Prinzip 

  • Schmerz ist unvermeidlich – Leiden nicht: Leiden entsteht aus Anhaftung. Lerne loszulassen und befreie dich von Leid. 


17. Prinzip 

  • Achte auf deine Motivation: Motivation und Absicht sind die Samen, aus denen unsere Zukunft ersteht. 


18. Prinzip 

  • Was wir immer wieder visualisieren, verändert unseren Körper und unser Bewusstsein. Stelle dir Freiheit und Mitgefühl vor.


19. Prinzip 

  • Was wir immer und immer wieder denken, formt unsere Welt. Es ist ein Gebot des Mitgefühls, dass wir unheilsame durch heilsame Gedanken ersetzen. 


20. Prinzip 

  • Die Macht der Konzentration kann durch innere Übung geschult werden. Konzentration öffnet das Bewusstsein für die tief reichende Dimension von Heilung und Einsicht.


21. Prinzip 

  • Tugend und Integrität sind unabdingbare Voraussetzungen für wahres Glück. Daher sollten wir auf unsere Integrität ganz besonders achten. 


22. Prinzip 

  • Vergebung ist sowohl nötig als auch möglich. Es ist nie zu spät, Vergebung zu finden und von vorne zu beginnen. Jeder muss Mittel und Wege finden, mit seiner Vergangenheit fertig zu werden und seinen inneren Edelmut wieder zu finden. 


23. Prinzip 

  • Es gibt keine Trennung zwischen innen und aussen, zwischen uns und anderen. Wenn wir uns unserer selbst annehmen, nehmen wir uns der Welt an. Wenn wir uns um die Welt kümmern, kümmern wir um uns selbst. 


24. Prinzip 

  • Der mittlere Weg läuft zwischen den Gegensätzen. Bleiben wir in der Mitte, fühlen wir uns wohl, wo immer wir auch sind. 


25. Prinzip 

  • Verabschiede dich von deinen Meinungen. Befreie dich von festen Ansichten. Öffne dich für das Mysterium. 


26. und letztes Prinzip 

  • Aus einem friedvollen Herzen entsteht Liebe. Trifft Liebe auf Leid, wird daraus Mitgefühl. Trifft sie auf Glück, wird daraus Freude. Freude ist der vollkommene Ausdruck des befreiten, erwachten Herzens. 

 

Mein persönliches Fazit zu »Das weise Herz«

Die 26 Prinzipien der buddhistischen Psychologie werden meines Erachtens sehr anschaulich dargestellt: Die klug gewählten Zitate, passenden Anekdoten und hilfreichen Alltagsübungen unterstützen mich dabei, die mir teilweise doch sehr fremde buddhistische Denkweise nachzuvollziehen. Ab und an vergleicht der Autor explizit die westliche mit der buddhistischen Psychologie, wodurch ein Verknüpfen der neuen Lerninhalte mit bereits Bekanntem ermöglicht wird. Obwohl sich das Buch theoretischen Grundsätzen widmet, so ist es doch sehr praxisbezogen: Die Prinzipien werden immer wieder in Alltagssituationen der westlichen Welt durchgespielt. 

 

Kornfield wuchs in den USA auf, meditierte als junger Mann jahrelang in einem buddhistischen Waldkloster in Thailand (davon ein ganzes Jahr Schweigemeditation!) und kehrte wieder in den Westen zurück, wo er einen Doktortitel in klinischer Psychologie erwarb. Nicht zuletzt dank dieses Werdeganges wirkt Kornfield in seinem Erzählen auf mich glaubwürdig: Er kennt die Wirren des Westens ebenso wie jene diverser fernöstlicher Klöster und Retreat-Orte. 

 

Kornfield gelingt es zudem, in einer leichtfüssigen, warmherzigen, milde humorvollen und zuweilen durchaus auch (selbst)kritischen Art zu schreiben; ich genoss die Sätze. 

Auf mich wirkt der Autor in seinem Erzählen weitsichtig, klug und empathisch, kurz: weise. 

Da der Text sehr dicht geschrieben ist, werde ich das Buch noch zwei, drei Mal lesen, um das Geschriebene verinnerlichen und weiter wachsen zu können. »Das weise Herz« hat Einfluss auf mein Denken und Handeln; der Text lässt mich rücksichts- und verständnisvoller werden. 

 

Das Buch hat mich zutiefst berührt. Als Atheistin bin ich die Lektüre mit kritischer Einstellung angegangen, doch ich vermochte in den Inhalten kaum Religiöses zu finden. 

Paradoxerweise setzt denn auch hier mein einziger Kritikpunkt an: Ich kann nicht einschätzen, ob die ursprüngliche buddhistische Lehre (sofern es so etwas in Anbetracht all der Strömungen und Einflüsse überhaupt gibt) adäquat dargestellt wird, oder ob die »Verwestlichung« zu einer Verwässerung des Buddhismus führt. Zugleich kommt mir diese westliche Erzählweise entgegen, ermöglicht sie mir doch, buddhistische Grundsätze zu verstehen. 

Quellenangabe: Kornfield, Jack (2008). Das weise Herz. Die universellen Prinzipien buddhistischer Psychologie. Arkana Verlag