Achtsame Ernährung
Dieser Beitrag richtet sich an gesunde Personen, die ihre Ernährung bewusst gestalten und dadurch ihr Wohlbefinden erhalten oder steigern möchten. Bei ärztlich verordneten Diäten, bei Essstörungen, Krankheiten, Medikamenteneinnahmen und / oder Mangelerscheinungen empfiehlt es sich, sich am Rat der Schulmediziner:innen zu orientieren.
Es ist gar nicht so einfach...
Bitte beachten Sie: Obst verursacht eine Fettleber. Viele Gemüsesorten enthalten Lektine, die auf uns toxisch wirken können. Kohlenhydrate lassen den Blutzuckerspiegel Achterbahn fahren. Haushaltszucker greift das Hirn an und kann zudem Depressionen begünstigen. Kaffee erhöht zwar die Lebenserwartung, verkürzt jedoch die Dauer Ihrer Tiefschlafphase, was wiederum zu einem Einbruch des Immunsystems und sogar zu einem verfrühten Tod führen kann. Das heisst: Bei täglichem Kaffeekonsum leben Sie zwar länger, sterben allerdings früher.
Milchprodukte wirken (ebenso wie Weizen) entzündungsfördernd und schwächen unser Immunsystem. Fleisch – insbesondere rotes Fleisch – erhöht das Krebsrisiko.
Und Finger weg von Wein! Ein Glas Rotwein pro Tag senkt zwar das Herzinfarktrisiko, regelmässiger Alkoholkonsum jedoch erhöht das Risiko für diverse Krebssorten.
Bitte beachten Sie zudem, dass Sie sich möglichst abwechslungsreich ernähren sollen; dies fördert ein gesundes Mikrobiom im Darm, was wiederum das Risiko für Darmkrebs senkt. Nach obiger Aufzählung verbleiben noch Blattsalate, Blumenkohl, Brokkoli, Oliven, Pilze, Spinat, Zwiebeln und bestimmte Nusssorten. Aber Achtung: Pekannüsse enthalten sehr viel Fett, und Übergewicht führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und Baumnüsse enthalten Blausäure; an bereits ein bis zwei Milligramm Blausäure pro Kilogramm Körpergewicht könnten Sie sterben.
Super wäre auch – der Umwelt zuliebe – wenn Sie sich vegan ernähren würden. Aber Vorsicht: Viele Fleisch- und Milchersatzprodukte sind mehrfach industriell verarbeiten und weisen somit einen hohen Energieverbrauch auf. Auch stammen manche exotischen Zutaten aus weit entfernten Ländern – der Transport erhöht den Energieverbrauch zusätzlich. Sie müssen also gut darauf achten, wie Sie Ihre vegane Ernährung gestalten.
Und: Ein hoher Soja-Konsum kann die Funktionsweise Ihrer Schilddrüse beeinträchtigen; dann ist Ihr ganzer Stoffwechsel im Eimer.
Am besten essen Sie einfach gar nichts mehr. Und davon auch nicht zu viel. Ach nein, warten Sie; der Vitalstoffmangel könnte dazu führen, dass Sie die grundlegenden Lebensfunktionen nicht mehr aufrecht erhalten können. Das ist irgendwie auch blöd.
... oder doch?
Mein Vorschlag: Lesen Sie einfach keine Studien mehr und essen Sie, was Sie wollen. Begegnen Sie dabei sich, Ihrem Erleben und den Nahrungsmitteln auf Ihrem Teller mit Achtsamkeit; ja, machen Sie Ihre Ernährung zu einem informellen Achtsamkeitstraining. Die nachfolgenden Fragen können Sie dabei unterstützen. Es müssen dabei nicht immer alle Fragen bei jeder Mahlzeit durchgegangen werden. Ich empfehle, die Fragen als Anregungen und Einladung zum gelegentlichen und wertungsfreien Beobachten Ihres Essverhaltens zu nutzen.
Rahmen, in dem die Mahlzeiten stattfinden:
Wie viel Zeit steht Ihnen für die Essenspause zur Verfügung? Reicht die eingeplante Zeit, um in Ruhe essen zu können? In welcher Umgebung essen Sie? Können Sie sich auf das Essen konzentrieren? Essen Sie alleine oder mit anderen? Wie fühlen Sie sich dabei?
Die Nahrungsmittel mit den Sinnen erfahren:
Wie sieht Ihr Essen aus? Wie riecht es? Wie schmeckt es? Welche Empfindungen in der Mundhöhle nehmen Sie wahr? Können Sie geniessen, was Sie konsumieren?
Wirkung der Ernährung auf das Wohlbefinden:
Wie fühlen Sie sich vor, während und direkt nach dem Essen? Wie fühlen Sie sich zwei, drei Stunden nach einer Mahlzeit? Wie sind Ihr Energielevel und Ihre Schlafqualität? Wie fühlen sich Körper und Geist im Allgemeinen an?
Unterscheidung zwischen körperlichem und geistigem Hunger:
Essen Sie üblicherweise aus Hunger oder eher aus Appetit? Aus Gewohnheit, aus Freude, Langeweile, Nervosität, Traurigkeit oder Frustration? Welche Gefühlszustände führen dazu, dass Sie mehr essen, als Sie benötigen? Oder häufiger, als Ihnen guttut? Versuchen Sie, Ihre Ängste, Ihre Sorgen, Ihren Kummer zu essen? Welche körperliche oder geistige Befindlichkeit begünstigt eine Ihnen (in Bezug auf Menge und Art der Lebensmittel) bekömmliche Ernährung?
Die Nahrungsmittel im Kontext der Umwelt betrachten:
Wissen Sie, wie Ihr Essen entsteht und woher es kommt? Unter welchen Bedingungen es erstellt, zubereitet, verpackt, transportiert, verkauft wird?
Kernfrage beim achtsamen Essen:
Was tut Ihnen und der Welt gut?
Fazit
Ich bin überzeugt: Unsere Ernährung darf so einzigartig sein, wie wir es sind. Durch Achtsamkeit gegenüber Körper, Geist und Umwelt reguliert sich das Essverhalten ohne verwirrende, widersprüchliche Vorgaben und ohne Selbstkasteiung auf natürliche Weise. Jedes absichtsvolle Hinschauen und tiefe Erkennen führt unweigerlich zu einem heilsameren Umgang mit sich und der Welt.
Natürlich kann ich Ihnen nicht versprechen, dass Sie mit achtsamer Ernährung 90 Jahre alt werden oder den Planeten retten – aber ich kann Ihnen versprechen, dass Ihr Umgang mit dem Essen deutlich entspannter wird, wenn Sie aufhören, all diese Studien zu lesen und aufwachen für Ihr eigenes körperliches und geistiges Erleben und jenes Ihrer Umwelt. Vertrauen Sie sich. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Erstaunlich viele Antworten kommen von innen.
Wenn Sie mehr zum Thema «achtsame Ernährung» erfahren möchten, so empfehle ich Ihnen folgende Lektüre:
Thích Nhất Hạnh / Dr. Cheung, Lilian (2023). Achtsam essen – achtsam leben. Der buddhistische Weg zum gesunden Gewicht. Knaur MensSana Taschenbuch